Unheimliche Rassisten

Die politischen Umwälzungen in der arabischen Welt, die Diktaturen und Kriege im Norden Afrikas haben 60.000 Flüchtlinge aus Eritrea und dem Sudan nach Israel gespült. Ihre Zahl entspricht knapp einem Prozent der israelischen Bevölkerung.

Die unfähige israelische Bürokratie reagiert nicht. Die Flüchtlinge werden zunächst eingesperrt, anschließend – wenn die Gefängnisse überquellen – in die südlichen Armenviertel Tel-Avivs verfrachtet. Manche gelangen in jüdische Kleinstädte, manche in arabische Dörfer.

Die dunkelhäutigen, arabischen, christlichen und muslimischen Flüchtlinge erhalten keine Arbeitserlaubnis und kein Geld. Schwarzarbeit und Kriminalität nehmen im südlichen Tel-Aviv zu. Es kommt zu Raub und Vergewaltigung. Vor einer Woche hat sich der „Volkszorn“ in einer rassistischen Demonstration entladen, an der bis zu 1000 Israelis teilgenommen haben, darunter auch Politiker. Der Sachschaden war gering, glücklicherweise wurde kein Asylant verletzt oder getötet.

Die unentschuldbare, gegenüber ähnlichen Ausschreitungen in Europa und Deutschland unbedeutende, rassistische Ausschreitung hat die deutschen Antisemiten, seien sie kirchliche oder säkulare Pazifisten oder Antirassisten, Rechts- oder Linksextremisten, zu keiner Reaktion bewegt. Dies erschüttert die Antisemitismus-Theorie, wonach jedes noch so kleine Vergehen, bei dem Juden Täter, Araber Opfer sind, unabhängig vom Wahrheitsgehalt von Antisemiten propagandistisch ausgewalzt wird. Doch die selbsternannten Anwälte der von Juden Unterdrückten schweigen.

Warum?

Eine mögliche Antwort wäre, dass sich die politischen Ereignisse jagen, den Antisemiten keine Zeit verbleibt. Doch dies widerspricht der geschichtlichen Erfahrung: Antisemiten weichen nicht von ihren Prioritäten ab. Selbst als der Siegfriede auf der Kippe stand, wurden kriegsnotwendige Transportmittel der Armee vorenthalten, um Juden zu vergasen.

Die unwahrscheinlichste Antwort wäre, dass selbsternannte kirchliche und säkulare Pazifisten und Antirassisten gar keine Antisemiten sind. Eher trifft die Vermutung zu, dass Antisemiten derart Fakten scheuen, dass sie die Fähigkeit verloren haben, wahre Begebenheiten auszuschlachten.

Wahrscheinlicher ist, dass afrikanische Asylanten in Deutschland einen ähnlich schlechten Ruf genießen wie Juden, weshalb Pazifisten und Antirassisten mit einem solchen Thema in der deutschen Bevölkerung nicht punkten werden.

Wahrscheinlich ist, dass sich die deutsche Seele auf Grund ihrer Geschichte verschrieben hat, Juden zu belehren. Die Liebe zu Opfern der Opfer könnte einige wahre Pazifisten und Antirassisten zur konsequenten und irrealen Forderung verleiten, diese für Deutschland relativ wenigen Afrikaner aufzunehmen, um Israel wirtschaftlich und Deutschland moralisch zu entlasten. Die Zahl der Nordafrikaner liegt weit unter der Zahl der Kontingent-Flüchtlinge aus der zerfallenen Sowjetunion, sogar wenn man davon die Nicht-Juden abzieht. Wäre diese Forderung erfolgreich, so wäre dies das Ende des deutschen Pazifismus und Antirassismus. Insbesondere dort, wo Afrikaner wohnen.

Die wahre Antwort kommt zum Schluss.

Die meisten Feinde der afrikanischen Asylanten sind keine Juden aus den Armenvierteln Tel-Avivs. Die meisten Rassisten sind israelische und palästinensische Araber, die in den Flüchtlingen eine wirtschaftliche und ideologische Gefahr für die Palästinenser sehen. Wirtschaftlich, weil den Palästinensern schlecht bezahlte Arbeitsplätze verloren gehen. Ideologisch, weil Palästinenser den von der UNO gut bezahlten Alleinvertretungsanspruch auf Flüchtlingsstatus zu verlieren fürchten. Die Gescheiten unter den kirchlichen und säkularen Pazifisten und Antirassisten, Rechts- und Linksextremisten, haben die Gefahr erkannt, die nach mehr als sechs Jahrzehnten das Ende des ewig vererbbaren palästinensischen Flüchtlingsstatus einläuten wird. Damit würde das wirksamste antisemitische Argument wegfallen.

Deshalb schweigen sie, die selbsternannten Anwälte der Unterdrückten.


Dieser Beitrag wurde unter paxDiaboli abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Hinterlasse einen Kommentar